Inspiriert von visueller Poesie
Ein einziges Wort sorgte in Jerusalem für großes Aufsehen. Detlef Hartung und Georg Trenz projizierten in Englisch, Hebräisch und Arabisch „Light“ auf die alte Stadtmauer von Jerusalem. Rund 300 000 Besucher sahen vom 5. bis 13. Juni 2013 das Lichtspektakel auf dem historischen Gemäuer. Bei den Lüdenscheider Lichtrouten 2013 hatten die beiden Lichtdesigner ein hochmodernes Gebäude für ihre Installation ausgewählt. Sie spielten mit dem 2009 fertiggestellten „Allen-Haus“ am Sternplatz. Und das gleich im doppelten Wortsinne. „Spiel Raum Stadt“ – diese drei Begriffe flimmerten in ungezählten Variationen über die Fassaden des weißen Würfels.
Hartung und Trenz sind inspiriert von der visuellen Poesie des Hörfunkautor Ferdinand Kriwet. Er überraschte in den 1960er Jahren das Publikum mit seinen „Sehtexten“. Hartung und Trenz arbeiten seit 1998 mit Text und Licht. Wie die Light in Jerusalem, wo sich die ständig wandelende Schrifttextur mit der faszinierenden Struktur der alten Stadtmauer vermischten, so bildete die Fassade des Allen-Hauses mit den leuchtenden Begriffen „Stadt Spiel Raum“ ein leuchtendes Ganzes bilden. Hartung und Trenz regen so zum Nachdenken über die Lesbarkeit der Dinge und über das Licht als ihre Grundvoraussetzung an.
Ort und Licht bilden immer eine Einheit
„Seit nahezu 20 Jahren beschäftigen wir uns mit dem Verhältnis von Wort und Bild, den beiden wichtigsten visuellen Möglichkeiten, Wahrnehmung zu interpretieren und zu archivieren“, heißt es auf ihrer Homepage. Ort und Licht bilden bei Hartung und Trenz immer eine Einheit. Ein weiteres Beispiel: Ende Juni projizierten sie die Worte „Ave Maria“ in den Altarraum der Kirche des Klosters Fürstenfeld.
Die beiden Lichtdesigner arbeiten mit hohem technischem Aufwand. Für ihre erste Installation verwendeten sie im Jahr 1998 immerhin 62 Dia-Projektoren. In Jerusalem verzauberten sie das Publikum mit einer Vier-Kanal-Videoinstallation, vier LED-Projektoren und vier Mediaplayern.
Hartung + Trenz
Detlef Hartung
1958 in Caracas/Venezuela geborenseit 1967 wohnhaft in Deutschland
1979 – 84 Studium Maschinenbau, TU München
1985 – 91 Studium an der Akademie der Bildenden Künste München,
Meisterschüler bei Professor Berger
1992 – 98 Assistent, Akademie der Bildenden Künste München
1998 – 00 Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Akademie der Bildenden Künste München
seit 1999 freischaffend
seit 2001 wohnhaft in Köln
Georg Trenz
1962 in München geboren
Studium an der FH München
1982 – 86 Diplom künstlerisch-ästhetisches Kommunikationsdesign
1988 – 94 Studium an der Akademie der Bildenden Künste München,
Meisterschüler bei Professor Berger
seit 1994 Licht-, Raum-, Textprojektionen
als Lichtkünstler freischaffend tätig
seit 1997 Dozent an verschiedenen städtischen Meister- und Technikerschulen
in München
Werkbeschreibung
- Hartung + Trenz arbeiten seit 1998 gemeinsam an ortsbezogenen Installationen mit mehr als einer Lichtquelle (Projektoren)
- ihr Thema: Licht – Raum – Sprache
- inszenieren Choreographien von animierten Buchstaben und Worten
- Werke sind visuelle Poesie, die Worten und ihren Bedeutungen gewidmet sind
- eröffnen im spielerischen Umgang mit geschriebenen Worten und ihrer
typographischen Darstellung neue interpretatorische Freiräume
- bespielt werden architektonische oder landschaftliche Hintergründe
- auch Interaktionen: auf einer zweiten Ebene werden Texturen erst durch das
Schattenspiel der Besucher lesbar (IT-Büro Rohrbach/Bayern; 2007)
Ausstellungen
- große Vielzahl von temporären Ausstellungen und Events im deutschen und
internationalen Bereich von 1996 – 2012
bedeutend sind u. a.:
- 2012 – Lebenszeichen, Lichtströme 2012, Kaiser Wilhelm I Denkmal, Koblenz
- 2010 – Maboneng – Place of Light, Johannesburg
- 2007 – LUX.US Lichtkunstpreis 2007, Städt. Galerie Lüdenscheid
Preise
- 2000 Tassilo-Preisträger der Süddeutschen Zeitung
- 1997 Kunstpreis des Landkreises Fürstenfeldbruck
- 1997 Förderpreis der Jürgen Ponto-Stiftung
- 1995 Förderpreis des Landkreises Fürstenfeldbruck
Kunst am Bau – Projekte
- 2006 – EIN-BLICK Kunst am Bau für den „Künstlerhof“ am Ludwigsplatz
in Rosenheim
- 2003 – Stiftung Kunst: Raum Sylt-Quelle – ständige Licht-Rauminstallation in Rantum-Sylt
- 2000 – Hochbauamt München – Kunst am Bau für den Umbau und die
- Erweiterung der ehemaligen Graw-Kaserne in München