Von Wolfgang Teipel
Lüdenscheid. Geschichte und Moderne in der Lichtkunst – am ehemaligen Standort des Deutschen Instituts für angewandte Lichttechnik (DIAL) treffen Werke der niederländischen Lichtkünstlerin Diana Ramaekers und des 1992 verstorbenen Utopisten Nicolas Schöffer zusammen. So kommen während der LichtRouten 2013 das schwarze und das weiße Labor des DIAL nochmals zu Ehren. LichtRouten-Kuratorin Bettina Pelz schwärmt von der Arbeit der niederländischen Künstlerin. Für sie sind die „Lichtresonanzen“ die „schönste Arbeit“ des diesjährigen Forums für Licht in Kunst und Design.
In dem komplett schatten- und lichtfreien Raum entsteht ein Werk aus „puren Licht“. Transportiert wird das Licht von Staub und Nebel. „Staubwischen ist vorher also streng verboten“, warnt Bettina Pelz. Ein dunkler Raum mit schwarzen Wänden, schwarzem Boden und ebenso schwarzer Decke, dauerhaft klimatisiert auf eine Temperatur von 25 Grad Celsius – das ist die Umgebung für die Lichtinstallationen im ehemaligen Lichtlabor des Deutschen Instituts für angewandte Lichttechnik (DIAL). Die Klimaanlage im Haus 8 des Entwicklungs- und Gründerzentrum Lüdenscheid an der Gustav-Adolf-Straße 8 ist inzwischen abgeschaltet. Aber das Hauptarbeitsgerät der DIAL-Mitarbeiter steht noch im ehemaligen Lichtlabor. Es handelt sich um einen Drehspiegelgoniometer, eine komplizierte und teure Maschine, mit der Lichtverteilungskurven und andere fotometrische Größen gemessen werden.
Während der LichtRouten 2013 wird er zur Reflektionsquelle für die Installation von Diana Ramaekers. Sie zählt zu den wenigen europäischen Künstlerinnen und Künstlern, die sich in den vergangenen 20 Jahren fast ausschließlich den Erscheinungsformen des Lichts widmet. Ihr Werk existiert in einem Grenzbereich von Zeichnung, Skulptur und Video. In ihren Installationen und Performances überschreibt sie ausgewählte oder vorgefundene Oberflächen, Formen und Räume mit Licht.
Mit dem Werk „Lux 10“ ist im ehemaligen weißen Labor des DIAL (hier wurden lichttechnische Seminare abgehalten) eine Skulptur von Nicolas Schöffer zu finden. Der gebürtige Ungar, der später in Paris lebte, galt in den 1960er Jahren als der Kopf der neuen Avantgarde.
Er arbeitete mit fantastischen Prognosen, Projekten und Entwürfen für künstliche Landschaften und Städten auf eine Epoche hin, in der Kunstwerke die Lebensbedingungen der Massen ändern und verbessern sollen. Schon 1956 nutzte er an drehbaren, von farbigem Licht bestrahlten Skulpturen als erster die Computer-Technik für die Kunst aus: „Raum-Licht-Zeit-Bewegung“. Eine seiner Utopien war der „Tour Schöffer“, ein Monumentalbauwerk, das 47 Meter höher werden sollte, als der Eiffelturm, der in Paris 300 Meter in die Höhe ragt. Schöffers Kostenvoranschlag damals lag bei rund 60 Millionen Mark. Tag und Nacht sollen dann vom stählernen Turmgerüst 2250 Farbscheinwerfer auf Paris herunterstrahlen und mehr als 2000 Elektronenblitze in den Himmel zucken. Von 350 Hohl- und Drehspiegeln wird die Lichtorgie noch verstärkt. Das gigantische Flutlicht-Spiel, so plante Schöffer damals, solle sich jedoch niemals gleichförmig wiederholen.
Sein Werk „Lux 10“ kommt deutlich bescheidener daher. Dennoch lässt es erahnen, mit welch fantastische Entwürfe in den Köpfen des Utopisten Schöffer und der Avantgarde der kinetischen Kunst und der Lichtkunst in den 1950er und 1960er Jahren kreisten.