Die Ausstellung „Wider Napoleon“ im Lüdenscheider Heimat- und Geschichtsmuseum (noch bis 23. März) wird von einem abwechslungsreichen Rahmenprogramm begleitet. Am Sonntag, 26. Januar, 18 Uhr, lädt Dr. Martin Klöffler zu einer kleinen Revue revolutionärer Wissenschaftsgeschichte ein. Vorgestellt werden historische Instrumente. Die Französische Revolution und die napoleonische Zeit stürzten nicht nur Gesellschaften und Staaten um, sondern revolutionierten auch die Wissenschaften.
Original französischer Urmeter
Es war die Zeit, ein universelles Längenmaß, gültig für die gesamte Menschheit, zu erfinden. Der heute so geläufige Meter brauchte dennoch ein halbes Jahrhundert, um sich endgültig durchzusetzen. Dr. Martin Klöffler erzählt in anschaulicher Form über die historischen Zeitumstände im revolutionären Paris, die Ideen zur Vermessung und die abenteuerliche Expedition der beiden Astronomen Méchain und Delambre. Er erläutert die Vermessung mit zeitgenössischen Instrumenten und präsentiert am Schluss einen originalen französischen Urmeter (Mètre des Archives).
Musik aus der Zeit Napoleons
Weitere Veranstaltungen folgen. Am Sonntag, 2. Februar (18 Uhr), spielen Schüler der Musikschule Lüdenscheid Musik aus der Zeit Napoleons. Streicher und Pianisten präsentieren an diesem musikalisch-sinnlichen Abend Kammermusik aus dem 19. Jahrhundert und entführen die Besucher in die beginnende Epoche der Romantik.
Mode vor über 200 Jahren
Unter dem Motto „Die haben ja gar nichts an“ geht es am Sonntag, 9. Februar, ab 18 Uhr, um Damen- und Herrenmode aus der Zeit um 1800. Geschichten, Bilder und modische Accessoires ermöglichen einen vielseitigen Blick auf die Mode jener Zeit. Fast jeder, ob Bürger oder Adliger, Frau oder Mann ist bemüht, im Rahmen seiner Möglichkeiten dem Ruf der Mode zu folgen.
Der lebendige und von der Vorführung zahlreicher Kleidungsstücke aus der Zeit um 1800 ergänzte Vortrag von Lutz Reike entführt die Besucher in die Welt der Mode um 1800, die deutlich von den Entwicklungen im napoleonischen Frankreich geprägt war. Die Empiremode steht gleichsam pars pro toto für den europäischen Kulturtransfer der napoleonischen Epoche.
Kunstraub im Namen der Freiheit
Dr. Bénédicte Savoy widmet am Donnerstag, 20. Februar (ab 18 Uhr) ihren Vortrag dem Kunstraub unter Napoleon. Der so genannte „napoleonische Kunstraub“ war der sichtbarste und spektakulärste Ausdruck einer von der Revolution übernommenen und unter dem Empire systematisch betriebenen Aneignungsideologie, die offiziell im Namen der Freiheit, später im Namen der Allgemeinheit umgesetzt wurde.
Bei diesen erzwungenen Transfers spielten Propaganda und Selbstverherrlichung des französischen Staates eine zentrale Rolle. Während Paris um 1800 zur Hauptstadt eines neuen öffentlichen, zirkulierenden, sichtbaren Wissens wurde, zeichnete sich bei den „Opfern“ – den beraubten Völkern Europas – eine sich steigernde patriotische Identifizierung mit den entwendeten Objekten ab.
Den Fürsten weggenommen, vom Volke wiedererobert, das war die Devise, die 1814/15 zum größten Restitutionsakt der europäischen Geschichte führte.
Frauenleben um 1800
Der Vortrag von Dr. Bénédicte Savoy beleuchtet Mechanismen der Auf- und Abwertung von Kunstwerken in diesem Zusammenhang. Waren die Frauenvereine von 1813 der Beginn der Emanzipation? Diese Frage wird am Sonntag, 23. Februar (18 Uhr) Dr. Inken Schmidt-Voges untersuchen- Ihr Thema lautet „Frauenleben um 1800 zwischen sozialem Wandel und politischer Zäsur“.
1813 gründeten sich in der Folge der Napoleonischen Kriege die ersten Frauenvereine in Deutschland, denen oft eine Vorreiterrolle für die späteren Frauenrechtsorganisationen des 19. Jahrhunderts zugesprochen wird. Der Vortrag blickt in die andere Richtung und fragt nach den Voraussetzungen und Herausforderungen dieser neuen Organisationsform politischen Handelns von Frauen.
Sozialer Wandel und politische Zäsur
Wie sahen die Lebenswelten von Frauen um 1800 aus, welche Handlungsspielräume standen Frauen aus unterschiedlichen Schichten und Ständen offen? Mit dem Blick auf die Wechselwirkungen zwischen sozialem Wandel und politischer Zäsur durch Revolution und „Befreiungskriege“ kann die Frage ausgelotet werden, worin das Innovationspotential dieser Frauenvereine lag.
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