Vom 14. bis 17. August findet in Tunesien das internationale Medienkunstprojekt „See Djerba“ im tunesischen Houmt Souk statt. Das Festival ist die fünfte Ausgabe der 2017 von Aymen Gharbi und Bettina Pelz gegründeten Initiative „See Djerba“ & Guellala. Bettina Pelz ist in Lüdenscheid und Südwestfalen bestens bekannt als Kuratorin des Lichtkunstfestivals „Lichtrouten Lüdenscheid“.
„See Djerba“ lädt Besucherinnen und Besucher zu einer Entdeckungsreise durch die Straßen und historischen Stätten von Houmt Souk ein. Dieses nächtliche Kunstabenteuer zelebriert Djerbas einzigartigen Charakter, wo alte Traditionen und zeitgenössische Ausdrucksformen nebeneinander existieren und sich gegenseitig inspirieren.
Im Mittelpunkt von „See Djerba“ steht eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit der geografischen und ökologischen Bedeutung Djerbas. Die Lage der Insel im Mittelmeer hat ihre natürliche Umgebung und kulturelle Identität geprägt. Viele Kunstwerke konzentrieren sich auf das Naturerbe Djerbas und der umliegenden Region. Das Leitthema 2025 lautet „Erde & Wasser“. Es ist eine Fortsetzung von „Wasser & Salz“ (2024) und „Flow (Water Matters)“ (2023). Das Festival befasst sich mit den drängenden ökologischen Herausforderungen der Insel und des weiteren Mittelmeerraums.

Wie viele andere Inseln kämpft auch Djerba mit zunehmender Wasserknappheit aufgrund von Klimawandel, Bevölkerungswachstum und Tourismus. Die kürzlich erfolgte Inbetriebnahme von Meerwasserentsalzungsanlagen lindert zwar den unmittelbaren Wassermangel, wirft aber Fragen zum Energieverbrauch und zur langfristigen Nachhaltigkeit auf. Gleichzeitig ist das Mittelmeer zunehmend durch Verschmutzungen wie Plastikmüll, chemische Abflüsse und Mikroplastik bedroht. Diese Probleme gefährden die marinen Ökosysteme und beeinträchtigen die Lebensgrundlage der Küstengemeinden sowie die Lebensqualität auf der Insel. In Fortsetzung der letztjährigen Kunstprojekte und für die neue Ausgabe teilen Künstler ihre Überlegungen zur Wasserkrise in Tunesien und darüber hinaus. SEE DJERBA greift den demokratischen Geist der öffentlichen Kunst auf und bringt Medienkunstinstallationen direkt auf die Straßen, Plätze und historischen Stätten von Houmt Souk.
Inklusiver Ansatz fördert Zugang zur Kunst
Dieser Ansatz baut traditionelle Barrieren für den Kunstgenuss ab und lädt Menschen aus allen Gesellschaftsschichten ein, sich in ihrem alltäglichen Umfeld mit zeitgenössischem künstlerischem Ausdruck auseinanderzusetzen. Der öffentliche Charakter der Ausstellung gewährleistet die Zugänglichkeit für Einheimische und Besucher, unabhängig von Alter, Herkunft oder Kunsterfahrung. Dieser inklusive Ansatz demokratisiert den Zugang zur Kunst und fordert Künstler heraus, Werke zu schaffen, die ein vielfältiges Publikum ansprechen und Gespräche und Verbindungen über soziale Grenzen hinweg anregen. Durch die Integration von Kunst in den Alltag von Houmt Souk stärkt „See Djerba“ die Kraft des kreativen Ausdrucks, öffentliche Räume zu vereinen, zu inspirieren und in Orte kollektiver Reflexion und Fantasie zu verwandeln.
Zusammenspiel von Natur, Kultur und Kunst
Die Ausstellung präsentiert Künstlerinnen und Künstler aus Tunesien, Europa und darüber hinaus, die jeweils ihre eigene Perspektive auf das Zusammenspiel von Natur, Kultur und Kunst einbringen. Die Besucherinnen und Besucher erwarten anregende Skulpturen, immersive Installationen, faszinierende Projektionen und ortsspezifische Interventionen, die auf die historischen Stätten und öffentlichen Räume von Houmt Souk reagieren und diese neu interpretieren. Bei Einbruch der Dunkelheit verwandeln diese Kunstwerke die Stadt in eine Leinwand aus Licht, Farbe und Reflexion und regen die Besucherinnen und Besucher an, vertraute Orte durch neue, künstlerische Perspektiven zu betrachten. Die Macher von „See Djerba“ möchten das Bewusstsein schärfen, den Dialog in Gang setzen und zum Handeln in Bezug auf kritische Umweltprobleme anregen. Durch die Verknüpfung ökologischer Belange mit kulturellem Erbe und künstlerischem Ausdruck unterstreicht die Ausstellung die Vernetzung menschlicher Aktivitäten und natürlicher Systeme und fördert eine ganzheitliche Betrachtung von Djerbas Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Plattform für aufstrebende Künstler
Das Projekt legt Wert auf Umweltverantwortung und bürgerschaftliches Engagement und spiegelt die nachhaltigen Praktiken wider, die es den Gemeinden Djerbas seit Generationen ermöglichen, im Einklang mit ihrer Umgebung zu leben. Zugleich ist das Festival eine einzigartige Plattform für aufstrebende und professionelle Künstler, um ihre Werke in einem kontextreichen und publikumswirksamen Umfeld zu produzieren und zu präsentieren. Diese innovative Veranstaltung bietet Künstlern die außergewöhnliche Gelegenheit, ortsspezifische Installationen zu schaffen, die direkt auf Djerbas kulturelles, historisches und ökologisches Gefüge reagieren. Für aufstrebende Künstler, insbesondere aus Tunesien, bietet „See Djerba“ eine unschätzbare Chance, mit etablierten internationalen Künstlern zusammenzuarbeiten. Professionelle Künstler finden in Djerba eine Leinwand, die sie herausfordert.

Mit dabei sind unter anderen Shadi Jafarabadi, deren Arbeit „Monetary Mirrors“ bereits bei den Lüdenscheider Lichtrouten zu sehen war und der Künstler OBK, der in Lüdenscheid seine Installation „Sun“ gezeigt hat. Diese interaktive Installation lud das Publikum ein, mit einer digitalen Sonne zu interagieren.
Auch das LUNA Collective wird dabei sein. LUNA ist eine Arbeitsgruppe des LUNA-Festivals in Leeuwarden. Das transdisziplinäre Kollektiv besteht aus Künstlern, Kuratoren und Machern. Gemeinsam realisieren sie explorative Projekte im öffentlichen Raum. Bei „See Djerba“ werden Andrea Moeller, Christoph Janssen (Produktion), Marc Knip (PR) gemeinsam mit der Künstlerin Anne Fie Salverda vor Ort sein.
Text von der Seite ARTISTS – SEE DJERBA (mit Änderungen und Kürzungen)