Wolfgang Teipel
Der Wirt besitzt keine Ehre. Er zählt am liebsten Geld und macht das Geschäft, bei dem am meisten herausspringt. Major von Tellheim klammert sich an seine Ehre und setzt dabei die große Liebe aufs Spiel. „Minna von Barnhelm“ von Gotthold Ephraim Lessing gilt als erstes deutsches Lustspiel und ist zugleich mehr als eine Posse.
Mitleiden und Mitlachen – zu dieser Gratwanderung lud die Theaterwerkstatt Schalksmühle das Publikum ein.
Gratwanderung glückt
Um es vorweg zu nehmen: Die Gratwanderung glückte. Der gekränkte von Tellheim, der Wirt als geschäftstüchtiger Schlawiner und Minna von Barnhelm sowie ihr Mädchen Franziska, die dem starrsinnigen von Tellheim eine Lektion erteilen wollen – sie alle spielten ihre Rollen mit Bravour.
Warten auf das Urteil
Lessings Stück spielt im August 1763, kurz nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges. Weil der preußische Major von Tellheim im Siebenjährigen Krieg die von den Sachsen einzutreibenden Kontributionen (Kosten für den Unterhalt von Besatzungstruppen) aus eigener Tasche vorstreckte, wird er 1763 angeklagt und wartet nun auf den Ausgang des Prozesses.
Unverhofft taucht seine sächsische Verlobte Minna von Barnhelm auf. Wegen seiner finanziellen Nöte und seiner unehrenhaften Lage sieht von Tellheim sich jedoch außerstande, sein Eheversprechen einzulösen. „Ich bin von Tellheim, der Verabschiedete, der in seiner Ehre Gekränkte“, klagt der Offizier. Für Minna spielt das keine Rolle. Sie will ihren von Tellheim so wie er ist. Doch das Gespenst der Ehre bedroht Minnas Liebe. „Ich brauche keine Gnade. Ich will Gerechtigkeit“, beharrt von Tellheim.
Weigerung nur zum Schein
Er bekommt sie schließlich. Als die Nachricht eintrifft, Friedrich der Große habe den Prozess gegen von Tellheim niedergeschlagen, der Major sei rehabilitiert und bekomme den ihm zustehenden Geldbetrag ausbezahlt, scheint sich alles zum Guten gewendet zu haben. Doch jetzt weigert Minna von Barnhelm sich zum Schein, von Tellheims Frau zu werden. Sie möchte ihm wegen seines Starrsinns eine Lektion erteilen.
Man ahnt aber schon das Happyend und als Minnas Oheim erscheint lösen sich die Verwicklungen. Minna und von Tellheim werden ein Paar. Wachtmeister Paula Werner und Minnas Mädchen Franziska übrigens auch.
„Danke für 25 Jahre Treue“
Das Ensemble hatte den Beifall am Ende der fünf Akte und auch den lang anhaltenden Schlussapplaus verdient. Seit 25 Jahren bereichert die Theaterwerkstatt Schalksmühle das kulturelle Angebot in der Volmegemeinde. Die Laien-Darsteller um Regisseurin Ingrid Kämper fühlen sich hier gut aufgehoben. Davon zeugt auch das Programmheft im Jubiläumsjahr. „Danke für 25 Jahre Treue“, heißt es auch in der Broschüre immer wieder. Diesen Dank gibt das Publikum gern zurück, insbesondere an Uwe und Claudia Baumann. Sie gelten als die Urgesteine der Theaterwerkstatt und standen auch in diesem Jahr wieder auf der Bühne im Schulzentrum Löh.
Nach der Aufführung am Sonntag findet die dritte und letzte Vorstellung am Samstag, 16. November, ab 18 Uhr im Schulzentrum Löh statt. Eintrittskarten gibt es im Rathaus (Bürgerbüro). Vorbestellungen sind möglich unter der Telefonnummer 0 23 55/840. Der Eintritt kostet 12 Euro (ermäßigt 9 bzw. 6 Euro).
Rollenverteilung in der Reihenfolge des Auftretens:
Wirt: Sven Schneider
Just, Bedienter des Majors: Andreas Stach
Major von Tellheim: Hendrik vom Heede
Dame in Trauer: Felicitas von Biedersee
Paul Werner: Uwe Baumann
Minna von Barnhelm: Claudia Baumann
Franziska, Minnas Mädchen: Simone Thewes
Riccaut de la Marlinière: Markus Schwarz
Feldjäger: Michael Lynker
Graf von Bruchsal, Minnas Oheim: Dietmar Wilde
Bediensteter: Benjamin Klatte
Souffleuse/Maske: Beate Leyendecker
Regie: Ingrid Kämper
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