Ausstellung rüttelt am Napoleon-Klischee

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Eine Nachbildung der Quadriga weist in der Eingangshalle des Museums am Sauerfeld unübersehbar auf die Ausstellung hin. Fotos: Wolfgang Teipel

von Wolfgang Teipel

Wer war Napoleon? Zitat aus einer Umfrage: „Eben ein kleiner Mann mit großem Ego. Ich fand, er war als Kaiser nicht gerade ein großer Mann, er konnte zwar in Frankreich nach der Revolution die Macht übernehmen, aber wirklich geholfen hat das auch nicht.“ An diesem klischeehaftem Bild möchte die Ausstellung „Wider Napoleon“ rütteln. Die Schau im Städtischen Museum wurde am Sonntag eröffnet. Sie wird, begleitet von einem umfangreichen Rahmenprogramm, bis zum 23. März 2014 zu sehen sein.

Franzosenzeit hat Spuren hinterlassen

„Die sogenannte Franzosenzeit hat ihre Spuren in Lüdenscheid hinterlassen“, sagte Bürgermeister Dieter Dzewas in seinem Grußwort zur Ausstellungseröffnung. Begriffe wie „Portemonnaie“, „Toilette“ oder auch „Akquise“ seien noch heute in aller Munde. Die Spuren aus der Zeit des kleinen großen Herrschers reichen aber noch weiter.

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„Wider Napoleon“: Rund 100 Gäste kamen am Sonntag zur Ausstellungseröffnung.

Sein Versuch, ein neues Europa zu schaffen setzte im damaligen Ruhrdepartement, zu dem Lüdenscheid gehörte, zahlreiche Reformen in Gang. Gesellschaftlicher Aufbruch kennzeichnet diese Epoche ebenso wie die Kriege Napoleons und eine wachsende Ablehnung gegen alles, was französisch war. Männer aus Lüdenscheid starben im Dienste des Kaisers in Spanien oder auch bei der entscheidenden Niederlage Napoleons, der Völkerschlacht von Leipzig im Oktober 1813.

Symbol für die Demütigung Preußens

Ausgangspunkt für die Ausstellung ist die Tatsache, dass Napoleon nach der vernichtenden Niederlage Preußens 1806 gleichsam als Demütigung die Quadriga vom Brandenburger Tor abbauen und nach Paris bringen ließ. Schon damals ein Symbol von großer geschichtspolitischer Strahlkraft, wurde das Gespann mit den vier Pferden und der Siegesgöttin 1814 durch die Städte der Grafschaft Mark, die sich im Kampf wider Napoleon verdient gemacht hatten, unter dem Jubel der regionalen Bevölkerung nach Berlin zurückgeführt.

Aus dem Fundus von Mario Barth

Im Entrée des Museums weist eine Nachbildung der berühmten Skulptur unübersehbar auf die Ausstellung hin. Die vier Pferde, von der Siegesgöttin Viktoria im Streitwagen befehligt, bringen es auf eine stattliche Höhe von 2,90 Meter. Sie stammen übrigens aus dem Fundus des Comedian Mario Barth, der die Quadriga als Kulisse für seine Shows benutzt hat.

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Klaus Crummenerl dankte Dr. Susanne Conzen und Museumsleiter Dr. Eckhard Trox für „ein weiteres Opus magnum“ in der 25-jährigen Geschichte des Museums.

Vor dem Hintergrund der triumphalen Rückkehr der Quadriga versucht die Ausstellung auf der Grundlage der reichhaltigen Überlieferung mit Inszenierungen und Medien einige damals tonangebend handelnde Persönlichkeiten verständlich und zugleich sinnlich erfahrbar zu machen. Deren Motive und Handlungsmuster waren deutlich vielfältiger als das Bild von Demütigung und späterem Jubel zu vermitteln vermag.

Forschungen auf neue Grundlage gestellt

Südwestfalen gehörte während der napoleonischen Ära zur französischen Einflusssphäre, zum Großherzogtum Berg. Das Territorium der ehemaligen Grafschaft Mark war zu einem Teil des Ruhrdepartements geworden. Die Forschungen zur Geschichte des Ruhrdepartements, speziell zum Gebiet der ehemaligen Grafschaft Mark, werden durch den wissenschaftlichen Begleitband zur Ausstellung auf eine neue Grundlage gestellt.

Viele unbekannte Objekte

Viele bisher unbekannte Objekte und Dokumente zu einer weitgehend vergessenen historischen Epoche – teilweise aus privaten Sammlungen – werden in einer großen Präsentation zu sehen sein. Regionale, nationale und internationale Leihgeber unterstützen mit ihren Objekten und Dokumenten das Projekt.

Geschichtsmuseum: Sauerfelder Str. 14-20, 58511 Lüdenscheid
Tel.: 0 23 51/17-14 96
Fax: 0 23 51/17-17 09
E-Mail: museen@luedenscheid.de

Öffnungszeiten:  mittwochs – sonntags 11 – 18. Uhr
montags und dienstags geschlossen

Museumscafé: mittwochs – sonntags 13.30 – 18 Uhr
montags und dienstags geschlossen

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