Die Kunstwelt trauert um Prof. Günter Dohr. Der Künstler und Designer starb, wie erst jetzt bekannt wurde, am 25. Februar in Krefeld. Er wurde 78 Jahre alt.
Der gebürtige Münsteraner hatte zunächst Malerei in seiner Heimatstadt sowie an der Kunsthochschule in Kassel beim Documenta-Gründer Arnold Bode studiert und arbeitete als Kunstlehrer. Mitte der 1960er Jahre begann er, mit Licht zu experimentieren, seit 1970 mit elektronisch gesteuerter Farbveränderung. Während die Formen oft schlicht blieben, sorgte das Licht für eine intensive Wirkung beim Betrachter.
In seiner Heimatstadt Krefeld, in der Dohr 1978 bis 1999 am Fachbereich Design der Hochschule Niederrhein lehrte, wird durch seine Lichtinstallation am Hauptbahnhof in Erinnerung bleiben. An den beiden Wänden des langen Fußgängertunnels zwischen Willy-Brandt-Platz und großer Halle hatte der Professor für Objekt-Design mit Schwerpunkt Lichtgestaltung zwischen 1987 und 1992 jeweils elf Leuchtkästensegmente installiert. „Im Vorbeigehen“ nannte er die Installation, für die er unterschiedlich breite farbige und weiße Leuchtstoffröhren hinter Milchglasscheiben gehängt hatte.
Seit Januar 2015 wieder am Förderturm
In Gelsenkirchen leuchtet eine Arbeit des gebürtigen Münsteraners weithin sichtbar, wenn es am Abend dunkel wird: Erst im Januar dieses Jahres brachten die RuhrKunstMuseen mit Unterstützung der Brost-Stiftung die Lichtinstallation „Consol Gelb“ aus dem Jahre 2000 am Förderturm der ehemaligen Zeche Consolidation in Bismarck wieder zum Strahlen.
Das Medium Licht wurde zu seinem zentralen Ausdrucksmittel. Günter Dohr wird 1936 in Münster geboren. Dohr wurde früh durch die Familie, sein Onkel, Fritz Homoet, ist Landschaftsmaler, in seinem künstlerischen Talent unterstützt. Seine Schulzeit und sein erstes Studienjahr des Lehramtsstudiums 1957/58 verbrachte Günter Dohr in Münster. Ab 1958 setzt er sein Studium in der Klasse von Arnold Bode an der Staatlichen Hochschule für Bildende Kunst in Kassel fort.
Seit 1980 Professur für Objekt-Design
1962 beendete Günter Dohr sein Studium und absolvierte das anschließende Referendariat, um danach neben der freien künstlerischen Tätigkeit auch als Lehrer zu arbeiten. 1980 erhielt er die Professur für Objekt-Design an der Fachhochschule Niederrhein.
Ab Mitte der 1960er Jahre entwickelte er statische Lichtobjekte, die allein durch die Bewegung des Betrachters kinetische Energie erhalten. Später erweiterte er seine Lichtobjekte: Elektromotoren treiben nun die Einzelelemente an. Das „Cylindrogramm S 6“ von 1968 ist ein Beispiel für diese Arbeitsphase.
Günter Dohr zählt zu den Mitbegründern der Gruppe »B1«, einem Zusammenschluss von zehn an der gleichnamigen Schnellstraße durch das Ruhrgebiet lebenden Künstlern, der von 1965 bis 1969 besteht.
Elektronisch gesteuete Licht und Farbveränderungen
Der Künstler und Designer arbeitet später mit Lichtenvironments. Sie erzeugen elektronisch gesteuerte Licht- und Farbveränderungen die nur bei längerer Wahrnehmung erfahrbar werden. Er beschäftigt sich mit Rauminstallationen, die die Lichtsituation im öffentlichen Raum aufnehmen und durch neue Lichtquellen verändern.
Die Arbeiten im öffentlichen Raum basieren auf Farblicht. Dazu zählen beispielsweise die 2006 realisierte Leuchtbahnenfolge der Unterführung der Hafenstrasse in Hamm oder 2007 die Farben des Lichts in den Gängen und Fluren des neuen Medienzentrums der Universität Gesamthochschule in Siegen. Ein weiteres Beispiel für seine Lichtinstallationen ist „Consol Gelb“ aus dem Jahre 2000 am Förderturm der ehemaligen Zeche Consolidation in Bismarck, die jetzt wieder strahlt.