Universalgenie und Multi-Media-Künstler
- geboren in Bacsborsod/Ungarn
- Beginn des Jura-Studiums in Budapest/Ungarn
1915 – 1918 Kriegsdienst und Verwundung.
Er beginnt zu malen und zu schreiben.
- Übersiedlung nach Wien. Kontakt zur ungarischen Künstlergruppe „Ma“.
- Wechsel nach Berlin. Kontakt zur Künstlergruppe „Der Sturm“ Mitarbeit an vielen avantgardistischen Künstlerzeitschriften.
- erste Fotogramme.
- Berufung an das Bauhaus als Leiter der Metallklasse.
- Start der Hausgabe der Bauhausbücher zusammen mit Walter Gropius.
- Zusammen mit Walter Gropius Übersiedlung nach Dessau. Verstärkte Arbeit mit Fotogrammen und Autor des Bauhausbuchs Nr. 8 „Malerei Fotografie Film“.
- Verlässt mit Gropius das Bauhaus. Übernahme zahlreicher Auftragsarbeiten (Bühnenbildner, Typografien, Ausstellungsmacher). Er arbeitet auch mit den Glaswerken Jena zusammen. Unter anderem entwickelte er neue Formen der Produktwerbung. So wurde das Jenaer Glas zum Inbegriff moderner Markenkultur.
- Beginn der Filmarbeiten. Autor des letzten Bauhausbuches Nr. 14 „Von der Malerei zur Architektur“.
- Arbeit für die Pallas-Studios in Amsterdam, farbfotografische Experimente, Ausstellungsgestalter.
- Wechsel der Familie nach London. Arbeit als freier Künstler.
- Übernahme des New Bauhaus in Chicago auf Vermittlung von Walter Gropius. Einrichtung eines Lichtlabors. In seiner freien Kunst gewinnen dreidimensionale Bilder aus transparenten Materialen an Bedeutung.
- Im Alter von 51 Jahren stirbt László Moholy-Nagy an Leukämie.
Genie und Diener
Ein Foto von László Moholy-Nagy aus dem Jahr 1926 in Dessau und ein früheres aus dem Jahr 1923 in Berlin zeigen den Künstler in seinem Atelier an der Staffelei in Blouson und Bundhose. So oder so ähnlich könnte auch der Mann an einer Tankstelle draußen ausgesehen haben. Moholy-Nagy befand sich aber schon damals in einer herausgehobenen Position.
Unter den Bauhausstars wie Gropius oder Feininger war er der jüngste und leitete zu dieser Zeit die Metallwerkstätten. Die Berufskleidung des Mannes, der privat gern im eleganten Tuch daherkam, zeigt viel vom Selbstverständnis des Künstlers. Obwohl er unumstritten ein Genie ist, erweist er sich als sachlicher Diener beim Ausbau der industriellen Moderne.
Vielfältiger Kunstanspruch
Moholy-Nagy experimentiert mit seinem vielfältigen Kunstanspruch und –verstand zum Nutzen der Industriekultur und der folgenden Konsumgesellschaft. Er sah als erster die Gleichzeitigkeit der Medien und versuchte sie in seinem Werk zu zeigen. Später gingen viele Künstler darauf ein.
Warum zog das von dem Architekten Walter Gropius 1919 gegründete staatliche Bauhaus das Multitalent László Moholy-Nagy so an?
Arbeit im Bauhaus
Erklärtes Ziel dieser Kunstschule war es, als neue Form der Arbeitsgemeinschaft die Trennung zwischen Künstlern und Handwerkern aufzuheben, gesellschaftliche Unterschiede zu beseitigen und zur Völkerverständigung beizutragen. Im Bauhaus arbeiteten freie Geister wie Lyonel Feininger, Wassili Kandinsky, Mies van der Rohe, Alfred Arndt und viele andere. Noch heute gilt es als die Heimat der Avantgarde der Klassischen Moderne auf allen Gebieten der freien und angewandten Künste. Kein Wunder als, dass László Moholy-Nagy diese einflussreiche Bildungsstätte für sein Wirken nutzen wollte.
Sein Schaffen, so der Anspruch, sollte das menschliche Sehen schulen. Der Idealist Moholy-Nagy war der Überzeugung, dass eine gute Kunst und eine gut gestaltete Umgebung auch einen guten Menschen formen könnten. Zugleich wollte er Menschen helfen, die Welt besser zu verstehen. „In der Kunst kristallisieren sich die Gefühle unseres Jahrhunderts“, sagte er einmal. Für Moholy-Nagy gab es daher keine Trennung zwischen der Kunst und dem wahren Leben.
Licht als Ursprung der Kunst
Filme, Fotogramme, Bühnenbilder und Beleuchtungskonzepte fesselten den vielseitigen Mann. Im Licht lag für ihn der Ursprung der Kunst. Und so wurde er auch zum einem Kunsttheoretiker, der in seinen Büchern und Aufsätzen die Probleme von Raum, Zeit, Licht und Harmonie aus eigener Anschauung formuliert hat.
Bei der Darstellung von entmaterialisierten Lichtphänomenen bevorzugte er die neuen technischen Medien. Höhepunkt seiner lichttechnischen Experimente war die Konstruktion des „Lichtrequisits“ (Licht-Raum-Modulator 1922 – 1930).
Es handelt sich um eine bewegliche Skulptur aus Metall und Glas. Mit diesem Werk wurde László Moholy-Nagy zum prophetischen Vorreiter späterer kinetischer Skulpturen. Die Lichtartikulation dieser rotierenden Skulptur verfilmte er 1930 in den visuell eindrucksvollen Überblendungen seine Experimentalfilms „Lichtspiel Schwarz-Weiß-Grau“. Der Film ist eine Dokumentation seines Licht-Raum-Modulators. Seit 1922 hatte Moholy-Nagy im Auftrag der AEG und mit Unterstützung des Ingenieurs Stefan Sebök an dem “Lichtrequisit für eine elektrische Bühne” gearbeitet, bevor er diese Apparatur 1930 in Paris erstmals öffentlich präsentierte. Mit dem Modulator inszenierte Moholy-Nagy das visuelle Zusammenspiel von Skulptur, Licht, Raum und Bewegung.
Mechanische Prinzipien – ästhetische Auswirkungen
In den polierten Metall-Oberflächen und -Körpern, deren Schatten sich, wie in einer Maschine, ineinander verzahnt bewegen, spiegelt sich die Idee, die mechanische Prinzipien auf ihre ästhetischen Implikationen zu untersuchen.
Dieser Apparatur war ein Projekt der LichtRouten 2013 in Lüdenscheid gewidmet. Im Film zu sehen sind viele Detailaufnahmen, die Scheiben, Rastern, Objekten und ihren Erscheinungsformen im Licht zeigen und zugleich Einblick in das ausgeklügelte System von mechanischen Bewegungen, Projektionsverläufen und Betrachtungsperspektive gewähren.
Vordenker für neue Stadtbilder
Moholy-Nagys Ideen gingen aber noch weiter. So gehörte er auch zu den Vordenker/innen, die sich Lichtfresken, Polykinos und Wolkenprojektionen als Teil zukünftiger Stadtbilder wünschten. Beispielsweise wurden diese Ideen in den 50er Jahren von Nicolas Schöffer aufgegriffen. So lange hatte es gedauert, bis sich die Kunst wieder an die Darstellung von Licht wagten und die langen Schatten verblassten, die die Propaganda-Lichtinszenierungen der Nazis auf dieses Medium geworfen hatten.
Alles ohne Computer
Die Jahrzehnte nach dem Ersten Weltkrieg waren reich an utopischen Zukunftsentwürfen. Das Wirken von Lazlo Moholy-Nagy sticht dennoch hervor. Er gilt als der herausragende abstrakte Künstler seiner Zeit. Heute verwenden Kunstschaffende selbstverständlich Computer für ihre Arbeit. Moholy-Nagy stand ein solches Hilfsmittel nicht zur Verfügung.
Er schuf sein komplexes Werk unter Einsatz seiner Kreativität und Fantasie sowie der Kraft eines vitalen Mannes, dessen Wirken bis heute in Kunst und Design spürbar nachhallt.
Seinen langehegten Wunsch zur Einrichtung eines Lichtlabors konnte Lászlo Moholy-Nagy übrigens erst nach seiner Übersiedlung in die USA umsetzen. 1936 wurde er auf Empfehlung von Walter Gropius Leiter des New Bauhaus in Chicago. Jetzt verfügte er endlich über den Freiraum und die finanziellen Mittel, die ihm weitere Arbeiten mit Licht ermöglichten.
Quellennachweis: Homepage der Moholy-Nagy-Foundation, Fiedler, Janine, Moholy-Nagy, Lazlo, in: Neue Deutsche Biografie 17 (1994), Griffelkunst e. V., Schirn Kunsthalle Frankfurt (Katalog); verschiedene Videoclips, hochgeladen auf YouTube., LichtRouten-Homepage
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