von Wolfgang Teipel
Anna Piechotta spielt souverän Klavier. Sie singt perfekt und ist witzig. Dennoch blieb ihr Auftritt, mit dem sie sich am Mittwoch um die „Lüdenscheider Lüsterklemme“ bewarb, seltsam blass. Der Funke zum Publikum wollte in der Garderobenhalle des Kulturhauses nicht so richtig überspringen.
Vor der Pause im schwarzen Kleidchen mit hochgesteckten Haar, im zweiten Teil in Rot – das Haar offen: Die Frau aus der Eifel zog alle Register. Chansons und Kabarett, da kann schon mal einiges durcheinander gehen. Der Manager, der sie nötigt, in unbequemen Schuhe die Bühne zu betreten, der ihr eingeflüstert hat, sie müsse ihre CDs anpreisen taucht in den Beiträgen von Anna Piechotta immer wieder auf. Als Leitfigur für ihr Programm „Seltsam im Sinne von komisch“ reicht das aber nicht.
Speisekarte rauf und runter
Ihre skurrilen Texte, beispielsweise der Song vom Opernbesuch, bei dem sie die Speisekarte vom Italiener rauf und runter singt, zeigen, dass die gebürtige Hannoveranerin Potenzial hat. Das anrührende Stück vom Besuch bei einer dementen Frau, kam allerdings eher als Stimmungskiller daher. Wahrscheinlich war bei vielen Besuchern der Auftritt von Sascha Korf noch zu frisch im Gedächtnis. Der Kölner hatte am Sonntag das Publikum mit einem wahren Feuerwerk aus Gags bespaßt.
Trockenes „Amen“ als Kommentar
Anna Piechotta ist anders, tatsächlich eher komisch im Sinne von seltsam. Sie setzt auf feine Zwischentöne, manchmal auf geradezu zarte Pointen. Es geht aber auch derber. Etwa wenn sie Typen verspottet, die sich für wahre Witzbolde halten. So in der Art: „Warum kommen Frauen so schlecht aus der Küche? Das ist die Herdanziehungskraft.“ Hahaha. Wer Anna Piechotta mit solch matten Sprüchen kommt, der ist bei ihr unten durch. So recht weiß das Publikum aber nichts mit ihr anzufangen. Das Lied vom treuen Friedhofsgärtner, der sie liebevoll um die Außenseiter unter den Verblichenen auf seinem Gottesacker kümmert, kommentierte ein Zwischenrufer mit einem trockenen „Amen“.
Publikum vergibt die Lüsterklemme
Am Freitag, 21. Februar, tritt Michael Feindler als dritter von fünf Künstlern bei den Lüdenscheider Kleinkunsttagen auf. Die von der Sparkasse Lüdenscheid gestiftete Trophäe ist mit einem Geldpreis von 1500 Euro und einem weiteren Auftritt im Kulturhaus verbunden. Wer die Lüsterklemme erhält, bestimmt das Publikum.