Von Florian Hesse
„Wir sind Beziehungsstifter.“ Fragt man Bettina Pelz und Tom Groll danach, was sie als Kuratoren denn eigentlich machen, kann man sich auf unterhaltsame Stunden in dem Café in der Oberstadt einstellen.
Denn der Kurator ist vom Wortlaut her ein sich Kümmernder, ein Sorgender. Und weil sich das ungleiche Duo nun etwa seit dem Jahr 2000 um die LichtRouten kümmert, das Lichtevent eigentlich erfunden und auch die eigene Lebensplanung daran weiterentwickelt hat, gibt es viel zu erzählen. „Lüdenscheid 2002“, sagt Bettina Pelz, „war ein Schlüsselerlebnis.“
Eigentlich hatte sie Philosophie und Sozialpädagogik studiert und danach soziokulturelle Zentren geleitet. Seit den ersten Lichtrouten kuratiert (kein Scherz, das Wort gibt’s wirklich) sie hauptberuflich und überall auf der Welt. Für Tom Groll, ehemaliger MKK-Stipendiat für Bildende Kunst, gebürtig und wieder ansässig in Herscheid mit Atelier in Lüdenscheid, ist die Tätigkeit als Kurator neben dem künstlerischen Schaffen das zweite Standbein.
„Ich kann Konzepte. Tom kann Kunst beurteilen“, fasst Bettina Pelz die grobe Arbeitsteilung zusammen. Im Übrigen sind beide 49 Jahre alt und ziemlich verschieden. So wirkt Bettina Pelz ohne Laptop etwas unvollständig. Für Tom Groll scheint bereits eine Facebook-Präsenz bestenfalls notwendiges Übel.
Trotzdem, und damit zurück zur Ausgangsfrage, haben sich die beiden auch über das Lüdenscheider Ereignis hinaus als schlagkräftiges Team gefunden. Die LichtRouten sind dabei das Heimspiel, denn hier kennen sie das Umfeld, die Stadt, die Akteure. Ganz anders als in festivalgestählten Städten wie Eindhoven oder anderen, sind die Aufgabenfelder hier offener.
Auf dem Weg von der Konzeptidee – in diesem Jahr 100 Jahre Projektion – bis zur Umsetzung wird häufig und zum Teil bis zur letzten Minute improvisiert; undenkbar ohne die Lüdenscheider Stadtmarketing GmbH (LSM) als Veranstalter, aber eben auch als Türöffner und ständiger Unterstützer. Wo ist Raum für den Info-Point, wo brauche ich noch welche Genehmigung, welche technischen Möglichkeiten sind vorhanden oder müssen geschaffen werden? Bei all dieser Rückendeckung durch die LSM genießen die Kuratoren die Freiheit, die sie für die Vereinbarungen mit den Künstlern brauchen. „Wenn das Konzept steht, redet uns niemand mehr hinein.“ Das sei andernorts nicht selbstverständlich.
„Wir müssen Orte für die Installationen finden, sie technisch und von ihrer Bedeutung für die Stadt beurteilen“, so Bettina Pelz. Doch dann gehe es auch darum, diese Arbeiten untereinander in eine Beziehung zu setzen: „Welcher Künstler könnte an welcher Stelle passen?“, sei einer der weiteren Fragen bis zur öffentlichen Sichtbarkeit ab dem 27. September im Umfeld von Bahnhofsareal und Innenstadt. Diesen Prozess werden die erwarteten bis zu 40000 Besucher allerdings nicht zu sehen bekommen. „Nachher sieht alles so aus, als wenn es genau so gewollt war“, sagt Tom Groll. Bettina Pelz: „Wir machen als Kuratoren die Qualitätskontrolle. Wir sorgen dafür, dass es läuft. Und dass es gut wird.“
Gerade in der Endphase vor dem Lichtfestival scheint das ein abwechslungsreicher und zeitintensiver Job zu sein. Geschlafen wird wenig. „Tom, you are looking like an alien“, musste sich Tom Groll bei einem Empfang von einer befreundeten Künstlerin aufziehen lassen. Doch das nehmen die Kuratoren in Kauf für die Gelegenheit, „das in Deutschland vielleicht beste Lichtkunstfestival zu machen“. Oder, vielleicht der schönste Satz im Café-Gespräch: „Aus dem Nichts einen Moment in der Stadt zu schaffen, an dem alles anders ist.“
Aktuelles wie immer auf der offiziellen Facebook-Seite der LichtRouten 2013