Ausstellung „und . . . Licht“ in Radevormwald

Lichtzeit – ein Werk des Duos Molitor & Kuzmin. Foto: ekir.de/Andrea Dingeldein

 

Licht als zentraler biblischer Begriff beschreibt, beleuchtet und wirft Fragen auf. 245 Mal wird das Wort „Licht“ in der Bibel verwendet. „Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht“, heißt es beispielsweise im ersten Buch Mose. Der Prophet Jesaja schreibt: „Mache dich auf, werde Licht! Denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir.“ (60,1) Und in Psalm 36 heißt es: „Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, und in deinem Licht sehen wir das Licht.“ (Ps 36,10)

Um den Dialog zwischen Theologie und Lichtkunst zu vertiefen, präsentiert die Evangelische Kirche im Rheinland im Jahr 2019 die Wanderausstellung „und … Licht“. International renommierte Künstlerinnen und Künstler haben Werke geschaffen, die sich mit dem Thema Licht befassen. Neun Kunstwerke beleuchten und hinterfragen christliche Botschaften.

Vom 29. Februar bis 5. April wird die Wanderausstellung in der reformierten Kirche am Markt in Rdevormwald zu sehen sein. Initiator ist die Kunstinitiative um Bernd Freudenberg.

Welle – ebenfalls ein Werk von Molitor & Kuzmin. Foto: ekir.de/Andrea Dingeldein

Die Vernissage mit musikalishe Begleitung findet am Samstag, 29. Februar, um 19 Uhr in der reformierten Kirche statt. Am Freitag, 6. März folgt in Bläserkonzert. Es steht unter dem Motto „Der Sonne Licht und Pracht“. Am Sonntag, 8. März, wird um 18 Uhr zu einem Abendgottesdienst mit Erläuterungen zur Ausstellung eingeladen. Am Sonntag, 22. März, ab 18 Uhr lautet bei einem Konzert mit Werken von Vivaldi, Grieg, Debussy und Stockhausen „Licht und Schatten“.

Die Ausstellung ist während der Gottesdienste und Veranstaltungen sowie jeden Dienstag und Freitag von 19 bis 20 Uhr geöffnet.

Auswahl legt Wert auf Zeitgenossenschaft

Ein Beirat von Fachleuten aus Kunst und Kirche hat die teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler ausgewählt. „Bei der Auswahl haben wir Wert auf Zeitgenossenschaft gelegt“, sagt Holger Hagedorn, Beiratsmitglied und Kurator der Ausstellung. „Es handelt sich um aktuelle Werke von Künstlerinnen und Künstlern, die sich im Alter, Geschlecht und ihrer Herkunft unterscheiden, polyvalente Perspektiven einbringen und auf der Höhe des aktuellen Kunstdiskurses arbeiten.“

Bereits 2019 in sieben Städten

Die Ausstellung war 2019 bereits in sieben Städten auf dem Gebiet der Evangelischen Kirche im Rheinland zu sehen: in Saarbrücken, Trier, Mönchengladbach, Troisdorf, Essen, Krefeld und Düsseldorf. Die Kunstwerke treten in Beziehung zur Architektur der Kirchen und Räume, in denen sie ausgestellt sind, sowie zu den dort herrschenden Lichtverhältnissen.

„Shine on“ – ein Installation von Christoph Dahlhausen. Foto: ekir.de/Andrea Dingeldein

In einem theologischen Begleittext zur Ausstellung schreibt Dr. Frank Vogelsang, Direktor der Evangelischen Akademie im Rheinland: „Die Kunstwerke geben eine Ahnung davon, dass Licht immer ein kostbares Gut ist, dass es fragil ist, dass es auch verschwinden kann.“ Das sei beispielsweise der Fall, „wenn dunkle Mächte die Lichtregie übernehmen und statt einer offenen Kommunikation Fake News vorziehen“. Licht erscheine in den Kunstwerken der Ausstellung immer zerbrechlich und angefochten. „Es arbeitet sich ab an den Materialien, an den Medien, die es durchdringt.“

Inspirationsquelle

Die Künstlerinnen und Künstler haben unterschiedliche Zugänge gewählt: Da ist zum Beispiel das Werk „Spiritus Sanctus“ der niederländischen Künstlerin Diana Ramaekers, die als Dozentin an der Akademie für Medien, Design und Technologie in Maastricht lehrt. Ihre Installation zeigt drei aus flachem Glas angedeutete Wasserlachen, die Licht bläulich und – je nach Perspektive – regenbogenfarben reflektieren. Vermittelt werden metaphorische Vorstellungen davon, was der Heilige Geist sein könnte: eine Inspirationsquelle und schöpferische Kraft.

Vielfältige Assoziationen

Das Künstlerduo Siegfried Krüger und Simone Prothmann zeigt die Videoinstallation „falling lights and rising shadows“ (Dt. „Sinkende Lichter und aufsteigende Schatten“), bei der filmische Sequenzen in Endlosschleife an Wände projiziert werden. Die hellen und dunklen Formationen lassen vielfältige Assoziationen zu: Schatten wandern, steigen auf, verschwinden und machen Platz für Lichtstrahlen, die sich im bewegenden Wasser brechen und auffächern.

Der Bonner Künstler Christoph Dahlhausen, außerplanmäßiger Professor an der RMIT-Universität im australischen Melbourne, ist mit zwei Werken vertreten. Einerseits mit der Gerüst-Licht-Installation „Shine on …“ (Dt. „Leuchte weiter …“), die aus Verstrebungen von Baugerüsten und blauen Leuchtstoffröhren besteht. Sie rahmen Eintrittspforten in eine Welt des Sakralen oder aus ihr hinaus. Die dekonstruktivistische Anordnung verweist auf Fragiles und Stabiles. Der Titel des Werkes lässt offen, ob das leuchtende Objekt oder der Betrachter mit der Aufforderung „Leuchte weiter“ gemeint ist.

Das zweite Werk von Dahlhausen trägt den Titel „Stellare Verbindungen“. Es besteht aus Fotofiltern und bunten Fotolinsen, die auf einer Aluminiumscheibe befestigt sind. Ein Lichtprojektor strahlt die sich langsam drehende Scheibe an und wirft farbiges Licht in sich verändernden Konstellationen auf Wände, Kanzeln oder andere Raumelemente – ein möglicher Hinweis auf Projektion in Religion und Psychologie.

Vier Werke von Molitor & Kuzmin

Das Künstlerduo Molitor und Kuzmin, bestehend aus Ursula Molitor und Vladimir Kuzmin, hat vier Kunstwerke vorbereitet. Das Objekt „2+1“ besteht aus drei Leuchtringen, die wie Bullaugen aus Betonwänden lugen. Die Leuchtringe verweisen auf die göttliche Dreifaltigkeit, wobei die Ringe asymmetrisch zueinander angebracht sind und leicht erhaben aus dem Beton hervortreten.

Bei der Installation „Welle“ ist eine Leuchtstoffröhre in eine Rahmenkonstruktion aus Aluminium gearbeitet. Eine meditative Anmutung geht von dem Objekt aus; es vermittelt den Eindruck einer sich drehenden Lichtwelle. Das Werk „m&k-Licht-2000“ des Künstlerduos besteht aus einer Stele, auf deren oberen Ende feiner Sand auf einer Leuchtstoffröhre verstreut ist. Besucherinnen und Besucher können Botschaften in den Sand schreiben – ein partizipatorisches Element. Und die Installation „Lichtzeit“ zeigt den Titel des Werkes als Schriftzug mit einer geschwungen Leuchtstoffröhre, die über einem Untergrund aus Filz platziert ist.

„Spiritus Sanctus“ – entworfen von der niederländischen Lichtkünstlerin Diana Ramaekers. Foto: ekir.de/Andrea Dingeldein

Der Künstler Konstantinos Angelos Gavrias, Preisträger des Kunstwettbewerbs „reFORMation transFORMation“ der Evangelischen Kirche im Rheinland im Jahr 2017, hat mit seinem Werk „aeon“ ein Selbstporträt angefertigt. Aus der Ferne sieht es aus wie eine mattweiße Fläche, konturlos. Erst aus der Nähe, einem bestimmten Blickwinkel und unter einem besonderen Lichteinfall treten die Umrisse eines Mannes hervor, der den Betrachter aus einer anderen Sphäre anzuschauen scheint. Als falle er aus dem Rahmen und trete vom Jenseits in die diesseitige Welt ein.