Tom Groll zeigt „Transit“ auf der „Glow“ in Eindhoven

Tom Groll
In den 300 Metern Schlauch, die auf einer Länge von 30 Metern ausgerollt sind, zirkuliert eine lumineszierende Flüssigkeit.

Lüdenscheid. Tom Groll und Bettina Catler-Pelz haben als Kuratoren 2006 das Lichtfestival „Glow“ in niederländischen Eindhoven mit aus der Taufe gehoben. Zudem projizierten sie Mikroaufnahmen von Teilen der Catharinakerk auf das Gotteshaus und veränderten so die die Sehgewohnheiten auf das historische Gebäude. In den folgenden Jahren begleiteten die „Glow“ weiter als künstlerische Leiter. In diesem Jahr kehrt Tom Groll in den Süden der Niederlande zurück. Diesmal wieder als Künstler. Am wichtigsten Forschung- und Produktionsstandort des Leuchten-Unternehmens zeigt er vom 8. bis 15. November seine Arbeit „Transit“.

Tom Groll
Auf einem der Container pulsiert eine Qualle der Art Jellyfish.

„Transit ist wieder eine ausgesprochen ortsspezifische Arbeit“, sagt Tom Groll. „Transit“ passt zum „Glow“-Motto „City in Motion“ und zum ehemaligen Werksgelände der Expressgut-Firma van Gend und Loos. „Ein spannendes Areal mit Gleisen und einem Bahnhof.“ Die heutige Brache hat den Lüdenscheider Lichtkünstler zu einer dreiteiligen Arbeit inspiriert. Auf dem Weg dorthin waren allerdings einige Hürden zu nehmen. „Zunächst hatte ich einen Kran aus dem Jahr 1920, einen Zeugen der Industriegeschichte in meine Arbeit eingebaut. Dann plötzlich die Hiobsbotschaft: Die Hebemaschine wurde abgerissen.“ Groll blieben grade mal zwei Monate, um eine neue Arbeit zu entwickeln.

Von Logistik inspiriert

„In dem Gelände steckt jede Menge Potenzial“, sagt Tom Groll.

Tom Groll
Vom 8. bis 15. November in Eindhoven: Tom Groll

Und so ließ er sich vom Thema Logistik anregen. „Hier fuhren früher Züge ein und aus. Frachtgut wurde in die ganze Welt verschickt. Heute ist das große Grundstück eine Sperrzone.“ Für Tom Groll wird die Fläche zu einer Art „Anderswelt“. Für seine dreiteilige Arbeit hat er zwei Transportcontainer aufgestellt. Auf einen der Großbehälter projiziert er Bahnhofsszenen, in den schemenhaft Menschen vorbei hasten, Züge fahren und sogar Kühe auftauchen. „Die Bilder leiten über in eine surreale Welt.“ Auf dem zweiten Container ist ein Jellyfish zu sehen, umflutet von gefilmten Nervenzellen. Die Qualle pumpt und pumpt ebenso wie das Herzstück der Arbeit, ein auf 30 Meter ausgebreitetes insgesamt 300 Meter langes Schlauchsystem. Zwischen zwei Wassertanks zirkuliert eine lumineszierende Flüssigkeit, begleitet von Luftblasen und einen ganz eigenen Sound – sphärischen Klängen, die Tom Groll zusammen mit dem Lüdenscheider Filmstudenten Kuno Seltmann entwickelt hat.

Tom Grolls eigener Kosmos

Ein eigener kleiner Kosmos in grünem Licht, das an Aufnahmen von Überwachungskameras erinnert. Tom Groll beschreibt das Ergebnis so: „Eine Intervention, die mit Licht und Sound eine Luminale Zone entstehen lässt, in der Zeit und Raum ihre eigenen Wege gehen.“

Tom Groll
Bahnhofsszenen gleiten ab ins Surreale.

Bei der Konstruktion des Schlauchsystems wurde Tom Groll vom Lüdenscheider Installateurmeister Marc Müller unterstützt. „Ein Glücksfall“, sagt Tom Groll. Gemeinsam ist es beiden Männern gelungen, künstlerische Absicht und funktionierende Technik zu einem Gesamtwerk zu verbinden. An den Filmen hat Oliver Iserloh mitgewirkt.

50 Künstlerinnen und Künstler dabei

Bei der „Glow“ zeigen 50 Künstlerinnen und Künstler vom 8. bis 15. November Lichtinstallationen, – skulpturen und –projekte. Sie erzeugen so eine neue Sicht auf die Stadt. Die Organisatoren rechnen mit rund 500 000 Besuchern.

Sonntags bis donnerstags ist die „Glow“ von 18.30 bis 23 geöffnet, freitags und samstags von 18 bis 24 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Zur Person: Seit Anfang der 1990er Jahre realisiert Tom Groll Ausstellungen im In- und Ausland. In seinem künstlerischen Werkprozess geht es ihm um die Erfahrung kontinuierlicher Transformation. In der Polarität von Erfahrbarem und Vorstellbarem ist es das Ziel von Tom Groll, die Wirklichkeit jenseits aller Wahrnehmungsroutinen zu erfassen. Seit 2001 arbeitet Tom Groll bevorzugt mit Licht in Installationen und Interventionen im öffentlichen Raum.