Das blaue Wunder im Hamburger Hafen

Alles wird blau - auch die Elbbrücken. Fotos: www.michaelbatz.de
Alles wird Blau – auch die Elbbrücken. Fotos: www.michaelbatz.de

Blau sein ist selten so schön wie im Hamburg. Das gilt zumindest vom 28. Juli bis 3. August. Für diese Woche lässt der Lichtkünstler Michael Batz das riesige Gelände des Hamburger Hafens in Blau erstrahlen. Eröffnet wird der „Blue Port Hamburg 2014“ am 28. Juli um 21.30 Uhr mit dem offiziellen Einleuchten. Entlang der Elbe zwischen den Kreuzfahrtterminals, an Brücken, Türmen, Kränen, Hallen, Docks, vom Fischereihafen in Altona bis in die HafenCity, mit Schiffen, Barkassen, Fähren und Booten wird bis ein Uhr morgens blau geleuchtet.

Mit der diesjährigen Inszenierung erlebt die Hansestadt bereits zum vierten Mal ihr blaues Wunder. Michael Batz startet durch die Betätigung eines Knopfes, der sich im Bereich der Elbphilharmonie befindet, selbst die Illuminierung am Hamburger Hafen.

Ein Jahr Vorbereitung

Auch Kräne und Terminals werden in blau getaucht.
Auch Kräne und Terminals werden in blaues Licht getaucht.

Für den Hamburger Lichtkünstler endet damit eine konzeptionelle Vorbereitungszeit von etwa einem Jahr. Allein vier Monaten gingen für die Organisation drauf. Der Aufbau erstreckte sich über fünf Wochen. Ein Team von durchschnittlich 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern war mit Blue Port Hamburg 2014 beschäftigt.

8,5 Kilometer Projektstrecke

Die Projektstrecke erstreckt sich über 8,5 Kilometer beidseitig der Elbe an 120 Baustellen. Es werden 1000 LED-Leuchten sowie 8000 Kunststoffleuchten eingesetzt. Zudem verwendet Michael Batz rund 10500 vorhandene Lichtquellen, die mit blauen Filtern versehen werden. So macht das zusätzliche Licht weniger als ein Drittel der „Blue Port“-Beleuchtung aus. Die höchste Baustelle in diesem Jahr ist mit 304 Metern der Sendemast NDR Moorfleet. Allein 900 Leuchten befinden sich an der Köhlbrandbrücke.

Ziel ist es, den Hafen durch das Licht so zu verfremden, dass der Betrachter wieder empfänglich ist für das, was vor den eigenen Augen geschieht. Feine Veränderungen in der Lichtinszenierung beeinflussen die Wahrnehmung. Hamburger nehmen ihren Hafen wieder bewusst wahr und lernen seine Schönheit schätzen.

Blau macht schwerste Objekte transparent

Die Lichtfarbe Blau hat die Eigenschaft, auch schwerste Objekte transparent zu machen und zum Schweben zu bringen. Umso mehr am blauen Element selbst, dem Wasser. Für Michael Batz ist blau auch die Farbe des 20. Jahrhunderts und deren Protagonisten. Von Yves Klein über Picasso bis zum Blauen Reiter. Dazu kommen noch ganz praktische Gründe: Es ist die einzige Chance sich gegen das Betriebslicht in Gelb und Weiß durchzusetzen, Rot und Grün sind natürlich tabu. Je nach Frequenz ist Blau auch eine sehr angenehme Farbe, die laut Goethes Farbenlehre anregt, aber nicht aggressiv durchdringt, sondern nachwirkt. In der Wahrnehmung strahlt Blau Ruhe und Gelassenheit aus.

Vielseitiger Künstler

Michael Batz lebt seit in Hamburg.
Michael Batz lebt seit 1976 in Hamburg.

Michael Batz, geboren am 25. August 1951 in Hannover, ist Dramaturg, Autor, Regisseur und Lichtkünstler. Die Macht des Lichtes entdeckte er früh, als er während seiner Arbeit als Stückeschreiber an der Marburger Studiobühne bei Proben als Beleuchter eingesetzt wurde. Seit 1976 in Hamburg ansässig, arbeitete er als Dramaturg auf Kampnagel, schrieb Hörspiele, Theater-und Dokumentarstücke und kämpfte um Genehmigungen für erste Lichtprojekte am Alsterhaus.

Speicherstadt als beleuchtete Bühne

Schwung bekamen seine Lichtprojekte 1999, als Batz “Mozart. Amerika” inszenierte. Dabei nutzte er die Speicherstadt als beleuchtete Bühne. Besucher fuhren durch angestrahlte Fleete und hörten Arien aus “Don Giovanni”. Auf einer Reise in Shanghai sah er leuchtende Mandarin-Hüte und chinesische Symbole auf Hausdächern. Da kam ihm die Idee, 2006 in Hamburg, dem Tor zur Welt, blau leuchtende Tore auf 175 Dächern zu installieren.

Internationale Anerkennung

Seit 2008 erstrahlt der Hamburger Hafen alle zwei Jahre in blauem Licht. “Blue Port Hamburg” ist die weltweit einmalige Inszenierung eines pulsierenden Seehafens und erlangte national und international hohe Anerkennung als kulturelles Ereignis. Neben den Hamburger Lichtprojekten gestaltete Batz das historische Kaiviertel in Salzburg, den Marktplatz in Schwäbisch Hall, das Kölner Rheinufer, Schloss Bellevue in Berlin. Zum 60. Gründungsjahr der Bundesrepublik, setzte er den Berliner Reichstag ins rechte Licht. Ferner illuminierte er das berühmte Theatro Municipal de São Paulo der brasilianischen Metropole.

Batz Verbindung zum Hafen und der Speicherstadt spiegelt sich auch in der Inszenierung des “Jedermann” von Hugo von Hofmannsthal wider. Seit über 20Jahren wird es in der Speicherstadt aufgeführt und zieht Jahr für Jahr tausendeZuschauer in seinen Bann.