Pionier der Lichtkunst und Schöpfer der Himmelsskulpturen ist tot

Otto Piene im Jahr 2012: Damals besprach er mit Kuratorin Melanie Bono und LWL-Museumsdirektor  Dr. Hermann Arnhold den Umzug und die Neugestaltung seines Werkes "Silberne Frequenz". Foto: LWL
Otto Piene im Jahr 2012: Damals besprach er mit Kuratorin Melanie Bono und LWL-Museumsdirektor Dr. Hermann Arnhold den Umzug und die Neugestaltung seines Werkes „Silberne Frequenz“. Foto: LWL

Er schuf Himmelsskulpturen und Feuerbilder und galt als Mitbegründer der Gruppe ZERO als Erneuer der Kunst nach dem Zweiten Weltkrieg. Otto Piene lebte für die Magie des Lichts. Am Donnerstagnachmittag ist der Pionier der Nachkriegskunst, der sich auf sein nächstes Sky-Event in Berlin freute, gestorben. In einem Taxi – friedlich und zufrieden, wie ein Sprecher der ZERO-Foundation mitteilte.

Pienes Doppellausstellung in der Hauptstadt sollte ein Fest für den 86-Jährigen werden und eine Feier für seine Wiederentdeckung. Erst im Januar dieses Jahres hatte der Mann aus Bad Laasphe, der in den USA lebte, für sein Lebenswerk den mit 10 000 Euro dotierten Deutschen Lichtkunstpreis erhalten.

Magie des Lichts

Für das Kunstmuseum Celle schuf Otto Piene die Skultur "Feuerwerk für Celle". Foto: Julia Otto
Für das Kunstmuseum Celle schuf Otto Piene die Skulptur „Feuerwerk für Celle“. Foto: Julia Otto

Bei Otto Piene dreht sich nahezu alles um das Thema Licht. Er erlebte als junger Mann während des Zweiten Weltkriegs die Verdunklung vor den Fliegerangriffen. Als das Licht nach Kriegsende wieder ohne Einschränkungen leuchten durfte, wurde es für Otto Piene zum Symbol der Freiheit. Die Magie des Lichtes hat ihn bis zu seinem Tod nicht losgelassen.

Mitbegründer der Künstergruppe ZERO

Otto Piene gehörte in der 1950er Jahren zu den Begründern der Künstlergruppe ZERO. Sie wollte nach dem Krieg in der Kunst bei null beginnen und sich so von allem distanzieren, was vorher war, insbesondere von der figürlichen Kunst der Nationalsozialisten. Die ZERO-Künstler experimentierten mit Feuer, Luft und Licht. Ihr Ziel war es, die Naturelemente ohne Umwege zur Geltung kommen zu lassen. Das war durchaus nicht ungefährlich. Die Männer arbeiteten in ihren Ateliers mit Schneidbrennern. Otto Piene zündete sogar Farbe aus Sprühdosen an.

Wurzeln in Bad Laasphe

Der Künstler stammt aus Bad Laasphe in der Nähe von Siegen. Er studierte Malerei, Kunsterziehung und später auch Philosophie. 1964 übernahm er eine Gastprofessur in den USA. Später wechselte er an das berühmte Massachusetts Institut of Technology (MIT). Sein Domizil hatte er in Groton im US-Bundesstaat Massachusetts. Piene war in zweiter Ehe mit Elizabeth Goldring verheiratet. Sie ist Künstlerin, Dichterin und Wissenschaftlerin.

Vorfreude auf die „Sky Events“ in Berlin

Für die halde Rheinpreußen entwarf Otto Piene das "Geleucht", eine riesige Grubenlampe.
Für die Halde Rheinpreußen entwarf Otto Piene das „Geleucht“, eine riesige Grubenlampe.

Die Ausstellungen in der Nationalgalerie und der DB-Kunsthalle hatte er wochenlang mit vorbereitet, in den letzten Tagen gab er unentwegt Interviews. Noch am Donnerstag sei er auf dem Dach der Nationalgalerie gewesen, so die Zero Foundation. Ein Gerüst ist dort schon zu sehen, am Samstag soll eins von Pienes berühmten «Sky Events« dort über die Bühne gehen, 90 Meter hohe, aufblasbare Skulpturen sollen sich ab 17 Uhr dort langsam erheben. Für den August hatte Piene ein ähnliches „Sky Event“ in Düsseldorf geplant.

Spektakuläre Aktionen

Otto Piene war bekannt für spektakuläre Aktionen. Seine Elemente waren Feuer, Luft, Rauch, Licht – und ebensolche aufblasbaren Himmelsskulpturen wie der riesige Plastikregenbogen, den der mehrfache Documenta-Teilnehmer bei den Olympischen Spielen in München 1972 in den Himmel steigen ließ.

Trotz seiner 86 Jahre hatte Otto Piene noch viel vor. Erst kürzlich war er zum Vorsitzenden der hochkarätig besetzten Jury ernannt worden, die den ersten Internation Light Art Award (ILAA) an Nachwuchskünstler vergeben wird.