Wolfgang Teipel
Michael Bielicky und Kamila B. Richter leisten sich auf der Licht-Biennale in Bad Rothenfelde spitze Kommentare. Kleine Männchen, zuckende Bewegungen. Immer wieder ändert sich die Szenerie und dann die Sprüche: „Auf der Toilette das I-Phone vergessen, was für eine vergeudete Zeit.“ Oder: „Da Sklavenhandel verboten ist, sollten wir der Globalisierung danken, dass man Menschen mittlerweile in ihrem Heimatland ausbeuten kann.“ Das Kunstwerk „Why don’t we“ des tschechischen Künstlerpaares spießt aktuelle Missstände treffsicher auf. Die Installation flimmert in den Abendstunden im Kurpark von Bad Rothenfelde über die Seitenwand des großen Gradierwerks.
Die vierte „lichtsicht“
Zum vierten Mal wird der Kurort in der Nähe von Osnabrück bei der Reihe „lichtsicht“ zum Zentrum der „erweiterten Projektion“, wie Kurator Prof. Manfred Schneckenburger die Kunstwerke aus Licht, Musik und Geräuschen nennt. Integraler Bestandteil ist die Projektionsfläche. Sie ist nicht neutral wie eine Kino- oder Bildleinwand. Es handelt sich um die Gradierwerke, eine Anlage zur Salzgewinnung, im Herzen des Ortes.
Wassernebel wird zur Projektionsfläche
Auch die Fassade des Kurmittelhauses und der Wassernebel eines Springbrunnens werden zur Projektionsfläche. „Für die Künstler ist das eine große Herausforderung“, sagt der Münsteraner Kunstfilmer und Galerist Paul Anczykowski. Er ist zusammen mit Schneckenburger der organisatorische Kopf der Ausstellung.
Eigenständige Kunstgattung
Egal ob es stürmt, schneit oder regnet, ob viele Menschen durch den Park gehen oder wenige – die Kunstwerke sind Teil der Umgebung. „So etwas gibt es nur hier in Bad Rothenfelde. Ich wüsste keine andere Stadt, in der man Projektionskunst so erleben kann“, sagt Anczykowski. Mittlerweile müsse die erweiterte Projektion als eigenständige Kunstgattung gelten, meint Schneckenburger, und nicht mehr als bloße Spielart des Films, des Videos, der Malerei oder der Fotografie.
13 Installationen
Die 13 Projektionskunstwerke sind noch bis zum 5. Januar 2014 nach Einbruch der Dunkelheit in Bad Rothenfelde zu sehen. Schöne, manchmal verstörende Lichtwerke, die wie aus dem Nichts im dunklen Park zu schweben scheinen. Wer die Arbeiten abschreitet, setzt sich nicht nur einem Wechsel von Farben und Dunkelheit aus, sondern erlebt auch, wie die Klangkulissen anschwellen und abklingen und sich in die Stille auch ein Entengeschnatter vom nahe gelegenen Teich mischt.
Der Eintritt zur Lichtsicht ist wie immer kostenlos. Informationen zu Führungen gibt es bei der Kur und Touristik GmbH in Bad Rothenfelde, Telefon 05424/2218-0, E-Mail: touristinfo@bad-rothenfelde.de und auf der Internetseite www.lichtsicht-biennale.de
Die Künstler: Daniel Askill, Michael Bielicky & Kamila B. Richter, Mihai Grecu, Detlef Hartung & Georg Trenz, Geoffrey Hendricks, MOON Kyungwon & JEON Joonho, Martin Rosenthal, Robert Seidel, Berty Skuber, Kango Také, Urbanscreen, Katarina Veldhues & Gottfried Schumacher.
Öffnungszeiten: bis 14. November von 17.30 bis 22 Uhr; 15. November bis 5. Januar 17 bis 22 Uhr (sonntags bis donnerstags) und 17 bis 23 Uhr (freitags und samstags).
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