Von Wolfgang Teipel
Sektchen mit Doris, Jutta und Susanne. So hat es Sascha Korf gern. Immer auf Tuchfühlung mit dem Publikum. Der Comedian aus Köln eröffnete am Sonntag mit einem temperamentvollen Abend in der ausverkauften Garderobenhalle des Kulturhauses die Lüdenscheider Kleinkunsttage. Korf gilt als der Großmeister der Spontanität. Das stellte er eindrucksvoll unter Beweis. Der Funke sprang von der ersten Sekunde an über. Sascha Korf fühlte in der lockeren Atmosphäre sich sichtlich wohl und das Publikum auch.
Zwischenrufe feuern Korf an
Der Comedian verlangt sich höchste Spontanität und Schlagfertigkeit. Die ersten Zwischenrufe von Besuchern, die seinen Appell verstanden hatten, brachten ihn so richtig in Fahrt. „Ich liebe solche Abende“, schwärmte Sascha Korf zum krönenden Abschluss. „Live ist Comedy einfach viel besser, als uns das Fernsehen weismachen will.“ Gute Laune steckt an. „Ihr seid so toll, eigentlich ist es mir schon ganz egal, ob ich die Lüdenscheider Lüsterklemme gewinne“, schmeichelte er dem Publikum.
„Der fairste Preis, den ich kenne“
Das meint er nicht ernst. Wie viele andere Kleinkünstler will auch Sascha Korf den von der Sparkasse Lüdenscheid gestifteten Kleinkunstpreis gewinnen. „Das ist der fairste Preis, den ich kenne.“ Immerhin böten die Lüdenscheider Kleinkunsttage Künstlern die Möglichkeit, ihr komplettes Programm vorzustellen. „Manchmal haben wir nur zehn Minuten dafür.“ Außerdem bestimme das Publikum den Preisträger.
Sascha Korf und die erste Reihe
Sascha Korf eroberte mit seinem Programm „Wer zuletzt lacht, denkt zu langsam“ die Herzen der Kleinkunstfreunde im Handumdrehen. Er holt Besucher auf die Bühne, ist fair zu den Statisten und nötigt niemand. Am liebsten sieht er es aber, wenn Menschen spontan auf seine Show einsteigen. Andreas, der Bestatter aus Herscheid, Jutta, die Telekom-Mitarbeiterin aus dem Lüdenscheider Stadtteil Worth oder Robert, der als Erster zu Korf auf die Bühne klettert – sie alle spielen eine große Rolle in der Kleinkunstwelt von Sascha Korf. Sie sitzen in der ersten Reihe und Korf klärt das Publikum über ihre Bedeutung auf. „In diesem Raum gibt es zwei Zonen. Eine, in der Menschen sitzen, über die gelacht wird und eine andere, in der sitzen die Menschen, die lachen.“
Der Comedian nimmt sich und seine Umwelt auf die Schüppe. Die Weightwatchers haben es ihm angetan. „Ich bin inzwischen im Kaloriendispo“, nimmt er den Punkteplan der Abnehm-Apostel aufs Korn. „Ich hab mir schon welche aus dem November geliehen.“ Der Kanzlerin ist er dankbar. Sie habe ihr Kabinett so zusammengestellt, dass ihm und seinen Kollegen die Gags nicht ausgehen. Das Schwulen-Outing prominenter Fußballer findet er klasse und freut sich auf den Tag, an dem Hooligans ihm liebevoll zuwinken. „Man muss das mal ganz unverkrampft sehen.“
Improvisiertes Liebesgedicht
Wenn’s um Politik geht, kann er aber auch ätzend sein. „Ich warte auf den Tag, an dem sich Berlin Regierender Bürgermeister Wowereit hinstellt und sagt: „Niemand hatte je die Absicht, einen Flugplatz zu bauen.“ So geht es Schlag auf Schlag. Der Sport kriegt sein Fett weg. Als Sascha Korf ein schnell improvisiertes Liebesgedicht an Jutta, die Telekomfrau, im schwülstigen Rosamunde-Pilcher-Stil vorträgt, ist das Publikum aus dem Häuschen.
Der Mann strahlt im kleinen Bühnengeviert eine ungeheure Präsens aus. Dass er sein Programm tatsächlich erst im Laufe des Abends aufbaut, mag man kaum glauben. Immerhin kommt er so spontan rüber, dass man es für möglich hält.
Noch vier weitere Kleinkünstler
Sollte er die Gunst des Publikums gewinnen, wird er Ende 2014 nochmals nach Lüdenscheid kommen, um die Lüdenscheider Lüsterklemme in Empfang zu nehmen. Allerdings: Neben Sascha Korf werden bis zum 26. Februar auch noch Anna Piechotta, Michael Feindler, Frank Grischek und Sabine Domogala auftreten. Ganz so leicht wird’s für Sascha Korf also nicht.
Alle Vorstellungen beginnen um 19.30 Uhr in der Garderobenhalle des Kulturhauses. Die Bewirtung während der Pausen ist gewährleistet. Restkarten sind an der Theaterkasse des Kulturhauses (Tel. 0 23 51/17 12 99) zu erhalten. Sie kosten für eine Veranstaltung 15 Euro plus zehn Prozent Vorverkaufsgebühr.