Ralph Kistler und die Schatten des Absurden

 

Ralph Kistler
Schatten an der Wand. Fotos: Wolfgang Teipel

Rappeln, klappern, knistern und Schatten an der Wand: Ralph Kistler hat für die Lüdenscheider LichtRouten im Sauerlandcenter eine Art Spielzeugladen eröffnet. Der Mann, der wechselweise auf Teneriffa oder in München lebt verkauft allerdings keins der schrill-bunten Plastikprodukte, die in den insgesamt 16 Tageslichtprojektoren in Mini-Theatern ihr ganz eigenes künstliches Leben führen und zudem als fantasievolle Schatten über Wände und Decken huschen.

Ironischer Kommentar

Die Arbeit des 49-Jährigen ist ein ironischer Kommentar auf den Konsumismus unserer Zeit. Sie heißt „Chineese Tales“ und erzählt die Geschichte vom unglaublichen Erfindergeist der Chinesen, bei dem Versuch Produkte zu kreieren, die Europäer schließlich kaufen sollen.

Min-Rauminstallation auf einem Tageslichtprojektor.

Ralph Kistler hat gekauft, was er bekommen konnte. Ungezählte zumeist nutzlose Produkte mit dem Prädikat „Made in China“. Und er schwört: „Nicht davon hat mehr gekostet als einen Euro.“

Für eine Ausstellung auf Teneriffa taufte er die Installation „Cuentos Chinos“. Sie ist inspiriert vom traditionellen chinesischen Schattentheater. Mit der Bezeichnung liefert Ralf Kistler seine eigene Interpretation und gibt dem Ganzen zugleich eine ironische Wendung.

Verzerrende Geschichten

Cuentos Chinos bedeutet wörtlich „chinesisches Märchen“, aber gleichzeitig ist es ein Wortwitz. Es ist auch der spanische Ausdruck für verzerrende Geschichten. Und so präsentieren die „Chineese Tales“ gleichsam die Schatten des Absurden.

Der Schatten des Besuchers, der wiederum an den Wänden projiziert wird, endet unweigerlich mit der Teilnahme an der „Show“. Und genau das will Ralph Kistler erreichen: Menschen und Dinge, Verkäufer und Käufer drehen sich im selben Universum. Es sieht aus wie ein Spiel, aber es ist die Realität der heutigen Welt mit ihren Vorteilen und ihren unbestreitbaren Schatten.

Die Schatten des Absurden.

Glücksuche in der Konsumwelt

Eine andere Arbeit des immer ein wenig verschmitzt blickenden Mannes aus Bayern heißt „Create your own paradise“. Auch sie ist ein leicht bissiger Kommentar auf alle, die in der Konsumwelt ihr Glück suchen. Kistler hat eine Apparatur mit jeder Menge Knöpfe geschaffen. Drückt man sie, erscheinen auf einer Leinwand etwa ein Strand mit Palmen, ein Hotel mit tollem Pool, ein riesiges Eis und mehr, kurzum Dinge, von denen man hofft, dass sie glücklich machen – zumindest für den Augenblick.

Ralph Kistler lebt in München und auf Teneriffa

Ralph Kistler lebt und arbeitet auf Teneriffa und in München. Er studierte von 1998-2003 Kunst an der Universität von LaLaguna (Spanien) und absolvierte von 2004-2006 den Masterstudiengang „Kunst im öffentlichen Raum und neue künstlerische Strategien“ an der Bauhaus Universität in Weimar.

Lüdenscheider LichtRouten 2018 noch bis 7. Oktober, Uhrzeiten: täglich von 19.00 bis 24.00 Uhr.  Öffentliche Führungen täglich 19.30, 20.00, 20.30 und 21.00 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Weitere Informationen unter http://LichtRouten.de